Star Trek Wars
Entweder, oder. Ein „Dazwischen“ gibt es nicht, „beides“ gibt es angeblich nicht, „gar keins“ wohl auch eher selten. Entweder Star Wars oder Star Trek, entweder Millennium Falke oder Enterprise, Solo oder Spock, Lichtschwert oder Live long and prosper. Mehr Vergleiche wage ich mich gar nicht anzustellen, denn ich gehöre zur Kategorie „oder“. Wobei die Reihenfolge schwierig ist, oder eigentlich gar nicht, denn Star Trek startete 1966 als TV-Serie, Raumschiff Enterprise, Sie wissen schon, der erste Star Wars Film kam 1977 in die Kinos. Aha! Star Trek ist also älter, James T. Kirk gebührt dann doch der Anfang, oder? Egal, ehrlich gesagt. Ja, mir ist das egal. Leben und leben lassen. Bekriegen ist in diesen unruhigen Zeiten der uns bekannten Welt leider schon verbreitet genug.
Und wenn jemand schräge Augenbrauen, rote Uniformhemden und grüne kleine Männlein mit seltsamer zu Art zu reden durcheinander bringt? Egal. Oder mit dem Lichtschwert gegen Romulaner und Klingonen antreten will? Egal! Das Weltall ist doch groß genug. Nur ich persönlich kann eben Star Wars einfach nichts abgewinnen. Es sei denn, ich kann nicht schlafen.

Mit Star Wars zweieinhalb Mal einschlafen: kein Problem
Sakrileg! Welch Frevel! Habe ich in ähnlichem Wortlaut bereits tatsächlich zu hören bekommen, wenn ich zum Besten gebe, dass ich bei Star Wars eingeschlafen bin. Schon fast drei Mal. Das dritte Mal bin ich wenigstens wieder aufgewacht, und ich meine mich zu erinnern, den Film bisher noch nie in Gänze gesehen zu haben. Ich kann ja nicht mal genau definieren, welcher Teil das ist, den ich da fast gesehen habe. Teil 1, dachte ich, aber dann kommen vor den drei „alten“ Filmen drei neue, die zeitlich vor den drei alten spielen, aber tatsächlich danach gedreht und gezeigt wurden, dazu irgendwelche animierten Clone Wars, jetzt auch noch ein Solo-Film, ach, was für eine Farce.
Dann doch lieber Tribbles, Folge 15, Staffel 2, oder die Wale und „Computer? Computer!“ in Teil IV, „Zurück in die Gegenwart“. Ich hatte es viel später noch mal mit Teil Dreisiebzehn probiert; eingeschlafen bin ich nicht, aber ich habe umgeschaltet. Gähnend langweilig fand ich das, vermutlich, weil ich viel zu spät eingestiegen bin oder einzusteigen versucht habe. Es tut mir auch nicht leid – es ist eben einfach so. James Tiberius Kirk und S’chn T’gai Spock und Pille und Pavel und allen auf der Enterprise gehört meine ehrliche Sympathie, den Walen und V’ger und Khan und dem Nexus und was eben so dazugehört.
Mit Mr. Spock (mehrfach) die Nacht verbringen: sehr gern
Zweieinhalb Mal einschlafen bei Star Wars im TV, gar nicht einschlafen bei sechs Filmen Star Trek im Kino hintereinander. Bisschen bekloppt? Bin ich, in der Tat. Star-Trek-Nacht nannte sich das, angeboten vom örtlichen Retrokino in den Neunzigern. Das Beste am Retrokino? Die kurvigen, dunklen engen, rotbesamteten Zugänge zum Kinosaal mit den rotsamtenen Kinositzen. Spätestens nach dem zweiten Film nämlich wirkte das exactement wie im Raumschiff. Randnotiz: Damals wurden die sechs veröffentlichten Filme gezeigt, bis zum Unentdeckten Land ging das, dann gab’s Frühstück. Toll.
Nach Erscheinen vom Ersten Kontakt wurde das nicht mehr angeboten, oder ich hatte keine Lust, kein Durchhaltevermögen, kein was auch immer mehr, ich weiß es nicht. Wie das manchmal so ist, wenn einem etwas an sich lieb Gewonnenes durch die Finger rinnt wie Sand und man später nicht mal mehr weiß, wann, warum oder wie das geschehen ist. Würde ich suchen, ich glaube, ich würde sogar noch alte Kinokarten von den Star-Trek-Nächten finden. Was ich damals noch nicht fand, war die Liebe zum Kaffee. Ich habe es versucht, irgendwie muss man sich ja dann doch wachhalten, so eine ganze Nacht lang, aber nein, das ging damals einfach noch nicht. Heute ginge Kaffee super, aber die Nacht durchmachen? Hören Sie auf. Keine Chance.
Mit Dudelsack und Kilt im Kino: großartig
Ach ja, die Star-Trek-Kinonächte. Selbstverständlich mit Live-Dudelsack-Begleitung zu Spocks Beerdigung, teilweise stilecht im Kilt und immer mit stehenden Ovationen auf seinem vorerst letzten Weg. Wir waren es und wollten es wirklich sein: Spocks Freunde. Irgendwie bin ich das bis heute, Spocks Freundin, und werde es immer sein. Der Tod von Leonard Nimoy, der weit mehr war als nur Spock, der mich als Schauspieler und Redner, Gedichte rezitierend und über wichtige Themen sprechend fasziniert hat, traf mich und hinterließ mich traurig. Er fehlt. Die weltweite Anteilnahme im Web sorgte für viel Gänsehaut.
Wäre mal interessant zu wissen, wie oft „Live long and prosper“ gepostet wurde … Apropos: Seine Tweets beendete er immer mit LLAP, was ihn mir noch ein Stück sympathischer machte. Nicht nur, dass er den abgekürzten Gruß schrieb, sondern auch, dass er auf Twitter war. Sein letzter Tweet im Februar 2015: dieser hier. Ach, ach.
Mit beiden Händen nach Vulkan-Art grüßen: easy peasy
Der Vulkaniergruß, können Sie den? Handfläche nach vorn, Zeige- und Mittelfinger links zusammen, Ring- und kleinen Finger rechts zusammen und so ein V bilden. Es gibt Menschen, die können das nicht. Sind diese Menschen dann unglücklicherweise gleichzeitig Star-Trek-Fans oder -Darsteller (siehe „Mehr lesen“ rechts), ist das eine ungeliebte Konstellation, der auch schon mal mit Gummibändern oder Klebstoff abgeholfen wird. Manche wiederum können diese kleine Fingerspielerei, aber nur mit einer Hand. Und dann gibt es die, denen das beidhändig leicht fällt, whoop whoop, Fräulein goes Vulkan. Nichts, worauf man stolz sein müsste, aber ich hatte immer Freude daran, das ohne Gummibänder zu beherrschen.
Wenigstens das, denn Dudelsack spielen kann ich zum Beispiel nicht. Ich könnte auch für kein Geld der Welt in ein Raumschiff steigen, nicht mal NCC-1701, und den Planeten, den Orbit, gar das Sonnensystem verlassen. In diesem Leben werde ich wohl nicht mehr in Galaxien vordringen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Es sei denn, sie entstehen im Kopf, auf dem Bildschirm oder auf dem Papier. Von mir aus dann auch in Todessternkugelform. (Das ist doch der, oder? Das runde Dings mit der Delle?)
Bis dahin: Live long and prosper, your Fräulein
#boldlygoing

Mehr lesen:
Vergleich von Star Trek und Star Wars (ja, in dieser Reihenfolge) bei der englischen Wikipedia
Zachary Quinto als junger Spock brauchte übrigens Klebstoff für den Vulkaniergruß
Leonard Nimoy über den Ursprung der V-Geste
„Ich bin nicht Spock“ von Leonard Nimoy, als sehr teure Taschenbuch-Ausgabe
„Ich bin Spock“ ebenfalls von Leonard Nimoy, später erschienen
Die Website von Nimoys Enkelin mit Shirts & mehr zugunsten seiner Stiftung
Noch in dieser Ausgabe:
Egleichemmalcequadrat in Ausgabe No. 3
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